Die OMR ist in aller Munde. Doch was heißt das konkret für uns?
Die OMR 2025 in Hamburg, eine der wichtigsten Digital- und Marketingmessen Europas, zog über 70.000 Fachbesucher:innen an. Mit mehr als 800 Speaker:innen, über 1.000 Ausstellern und zahlreichen Side-Events stand das Festival unter dem Motto: „Marketing, Technologie und neue Arbeitswelten im Wandel“ (OMR.com). Neben bekannten Gesichtern aus der Marketing-Szene rückten Themen wie New Work, Coworking und die Transformation der Arbeitswelt verstärkt in den Fokus – mit klaren Auswirkungen auf Marketingstrategien und die eingesetzten Tools.
New Work auf der OMR: Zwischen Flexibilität und Kulturwandel
In Panels und Talks wurde deutlich: Die Pandemie hat nicht nur Remote Work normalisiert, sondern Unternehmen vor neue strukturelle und kulturelle Herausforderungen gestellt. New Work ist inzwischen mehr als ein Buzzword. Es umfasst neue Organisationsmodelle, moderne Führung, flexible
Arbeitsplatzstrategien und psychische Gesundheit. In einer Diskussion unter dem Titel „Wie geht’s Dir wirklich?“ betonten Anastasia Barner (Gründerin von FeMentor) und Kira Marie Cremer (Autorin von New Work – Wie arbeiten wir in Zukunft?), dass Unternehmen psychologische Sicherheit schaffen müssen, um junge Talente langfristig zu binden (Techniker Krankenkasse auf der OMR 2025).
Ein zentraler Aspekt von New Work auf der Messe war die wachsende Bedeutung von Flex Office– und Coworking-Konzepten. Laut dem Anbieter Beehive wurden Coworking-Spaces während der OMR gezielt als Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten genutzt. Diese Entwicklung wird durch Marktdaten gestützt: Laut dem 2025 Coworking Forecast von CoworkingResources wuchs die Zahl der Spaces weltweit um 12 % im Jahresvergleich, mit besonders hohem Zuwachs in sekundären Städten wie Leipzig, Nürnberg oder Bremen (CoworkingResources, 2025).
Ein Paradebeispiel für die Anwendung ist der US-Versicherer Allstate, der 2024 sein Hauptquartier in Illinois aufgab und stattdessen in eine dezentrale Arbeitsplatzstruktur auf Basis von Coworking investierte – mit dem erklärten Ziel, Mitarbeitenden mehr Selbstbestimmung über ihren Arbeitsort zu geben (The Wall Street Journal, 2024).
Neue Tools: KI, Omnichannel, Personalisierung und Marketing.
Die OMR 2025 unterstrich den Aufstieg KI-gestützter Marketinglösungen. In einer gut besuchten Keynote erklärte Nicholas Turley, Head of Product bei OpenAI, wie ChatGPT & Co. künftig die Personalisierung, Texterstellung und Segmentierung automatisieren werden. Mit Tools wie dem neuen Microsoft Copilot oder Plattformen wie Movable Ink, HubSpot AI und Contentful können Marketer Inhalte in Echtzeit anpassen, automatisieren und über alle Kanäle hinweg orchestrieren – inklusive E-Mail, WhatsApp, Mobile Push und Onsite-Banner. In einer Live-Demo zeigten TUI und adidas, wie durch KI-gestützte Automation Öffnungsraten und Conversion signifikant verbessert werden konnten (Movable Ink @ OMR 2025).
Auch die Relevanz von TikTok als Suchmaschine wurde thematisiert. Laut einer Google Consumer Insights-Erhebung aus dem Frühjahr 2025 nutzen mittlerweile 51 % der unter 30-Jährigen TikTok zur Produktsuche – mehr als Google in dieser Altersgruppe (Think with Google, 2025). Die Konsequenz: Marken müssen TikTok-SEO betreiben, um auffindbar zu bleiben. Gleichzeitig wurden First-Party-Daten als Erfolgsfaktor in einer cookielosen Zukunft betont. In einer Masterclass zum Thema „No Cookies, No Cry“ erklärte die Agentur Dept, wie durch kontextuelles Targeting und CRM-Daten personalisierte Ads auch ohne Tracking-Cookies möglich sind (OMR Stage Recap 2025).
Was ausgedient hat: Veraltete Marketingpraktiken
Die OMR 2025 machte auch deutlich, welche Konzepte der Vergangenheit angehören. Dazu zählen u.a.:
Das „Return-to-Office“-Dogma: Laut einer repräsentativen Umfrage von EY Work Reimagined (Q1 2025) wollen 74 % der Angestellten selbstbestimmt zwischen Homeoffice und Büro wählen – Zwangsmaßnahmen sind kontraproduktiv.
Cookie-basiertes Retargeting: Aufgrund von Datenschutzregeln und Browser-Updates (z. B. durch Apple & Mozilla) werden Third-Party-Cookies zunehmend obsolet.
„One-size-fits-all“-Marketing: Gießkannenprinzip-Kampagnen verlieren gegen spitz positionierte Inhalte für definierte Micro-Communities und Creator-driven-Ansätze.
Marketing wird unter New Work-Bedingungen nicht nur dezentraler, sondern auch menschlicher – so das Fazit zahlreicher Talks. In seiner Eröffnungsrede rief Michael Fritz, Mitgründer von Viva con Agua, dazu auf, mehr Mut und Purpose in Kampagnen zu bringen. Werthaltige Kommunikation – also Inhalte mit gesellschaftlichem Mehrwert – sei nicht länger eine Option, sondern eine Erwartung junger Zielgruppen. Diese Aussage deckt sich mit einer aktuellen PwC-Studie von 2025, laut der 67 % der Konsument:innen Produkte von Marken bevorzugen, die Haltung zeigen (PwC Global Consumer Insights Survey, 2025).
Und jetzt? Ich hoffe, dieser Einblick in die OMR 2025 gibt dir neue Impulse – für deine Arbeit, dein Team oder dein nächstes Projekt.